Malerwerkstätte für Putz-, Maler- und Trockenbauarbeiten

Ludwig Becker führte die Weissen Maleranzüge in Miltenberg ein

Während sein Vater Gottfried in der evangelischen Kirche in Miltenberg arbeitete, besuchte der Sohn Ludwig Peter Becker bereits im zweiten Jahr die Kreis-Baugewerkschule in Würzburg. "Ludwig Becker, geboren am 12. September 1879 in Miltenberg, Bezirksamt Miltenberg, katholischer Confession hat die Werktagsschule in Miltenberg sieben Jahre und die Fortbildungsschule und Christenlehre daselbst drei Jahre mit großem Fleiße besucht, sich viele Kenntnisse erworben und ein sehr gutes Betragen gepflogen". Mit diesem Zeug­nis, ausgestellt am 28. August 1895, verließ Ludwig Becker die 15 Jahre zuvor erbaute Volks­schule am Main und ging in die baugewerkliche Abteilung der königlichen Kreis-Realschule nach Würzburg.

Hier lautete sein Abschlußzeugnis: "Ludwig Becker, Tüncher aus Miltenberg hat in den Jahren 1895

bis 1898 die Abtheilung für Bauhandwerker an der Kreisrealschule dahier während 3 Semester und als ordentlicher Schüler des obersten Kurses bei großem Fleiß solche Fortschritte gemacht, daß derselbe zur Projetirung von einfachen Stadt- und Landbauten, sowie zu den gewöhnlich vorkommen­den Straßen- und Brückenbauten genügend befä­higt erscheint". Danach ging er zunächst auf die Wanderschaft, ehe er zwei Jahre lang als Decken­maler in München arbeitete.

Von dort brachte er die Gepflogenheit der Tüncher, weiße Maleranzüge zu tragen, mit nach Miltenberg. Hier waren bis dahin weiß-blau gestreifte Anzüge üblich, wie sie auch die Meerrettichhändler an­hatten. Ludwig Becker war auch der erste in der Familie, der seinen Beruf mit "Tüncher und Maler" angab. 

Ursprünglich, noch während des Besuches der Baugewerkschule, wollte Ludwig Becker Architekt werden. Endgültig gab er diesen Plan wohl in München auf, als er nach Hause gerufen wurde. Der Vater war ernsthaft krank und brauchte die Unterstützung des Sohnes. Ludwigs Kenntnisse in architektonischer Formen-und Baukonstruktionslehre, in Baukunde und Baumaterialienehre waren jedoch nicht vergebens. 

Diese Ausbildung half ihm beim alltäglichen Beruf, vor allem aber bei der kompletten Planung des neuen eigenen Hauses, welches die Fami­lie Becker 1900 in der Luitpold­straße errichtete. Im heute noch sichtbaren Grundstein mit den Handwerkszeichen an diesem Gebäude hat sich allerdings noch sein Vater Gottfried "verewigen" lassen. 

Ludwig Becker heiratete am 15.08.1908 seine Ehefrau Auguste, geborene Pfeifer aus Sommerau.

Am 10. September 1910 wurde Tochter Rosa Maria geboren, die später den Bauunternehmer Ivo Trützler heiratete. Stammhalter Gottfried Becker folgte ein Jahr später nach. 

In seiner Freizeit war Ludwig Becker besonders im Bürgergesangverein aktiv. Bei der Feier des 50-jährigen Vereinsjubiläums im Jahre 1910 gehörte er dem sogenannten Dekorationsausschuß an, wobei die Sangesbrüder sicherlich von seinen Fähigkeiten als Maler profitierten. Auch die Ausstattung des Fest­wagens der Maler bei der 700-Jahr Feier der Stadt Miltenberg ging auf sein Konto. 

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